Die Universität Tübingen hat am 3. Mai 2011 mit einem Pressegespräch den Beirat für das Zentrum für Islamische Theologie und die beteiligten islamischen Verbände vorgestellt. Die Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg, IGBW war zu dieser Vorstellungsrunde nicht eingeladen. Somit startet das Zentrum ohne Beteiligung des zweitgrößten islamischen Dachverbands in Baden-Württemberg.
Die IGBW war einer der vier unterzeichnenden Verbände, die sich mit einem Schreiben an die Landesregierung für den Standort Tübingen eingesetzt hatten. Die IGBW war auch seit Anfang 2010, d. h. von Beginn an bei den Vorbereitungsgesprächen der Universität mit den islamischen Landesverbänden dabei. Als Antwort auf eine Anfrage im Landtag vom 13. Januar dieses Jahres, hatte das Wissenschaftsministerium noch vier Dachverbände, darunter auch IGBW als Gesprächspartner zur Bildung des Beirats genannt. „Für uns ist es unverständlich, dass das Zentrum ohne Beteiligung der Islamischen Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg startet. Dadurch werden rund 100 Moscheegemeinden – das sind ein Drittel aller Moscheen in Baden-Württemberg – von diesem Prozess ausgeschlossen. Es sind ja gerade diese Moscheen, die einen großen Bedarf an ausgebildeten Imame haben.
„ Wie will man diese Gemeinden überzeugen, die Absolventen als Imame oder Seelsorger einzustellen, wenn sie nicht als Partner in den Prozess eingebunden werden. Das gilt auch für die Akzeptanz der Religionslehrer/innen, die hier ausgebildet werden sollen. Das ist für eine breite Unterstützung des Islamischen Religionsunterrichts von großer Bedeutung“ sagte der Vorstandsvorsitzender der IGBW Muhittin Soylu.
Problematisch ist auch, „dass Arabische, Deutsche, Albanische, Afrikanische und Muslime anderer Herkunft, die in der IGBW organisiert sind, nicht im Beirat vertreten sind. Dadurch besteht der Beirat bis auf einen bosnischen Vertreter nur aus türkischen Muslimen. So wird die Vielfalt der Muslime im Beirat nicht wiedergegeben. Bei den bisherigen Gesprächen mit der Universität waren für IGBW 2 Sitze im Beirat vorgesehen, die jetzt unbesetzt geblieben sind.
Da es der IGBW bisher keine konkrete Begründung für die Nichtbeteiligung vorliegt, scheint diese Vorgehensweise eher politisch begründet zu sein. Die IGBW ist bereit, mit allen Beteiligten konstruktive Gespräche zu führen, um diese unvollständige Beiratszusammensetzung zu korrigieren und ist zuversichtlich, dass eine Lösung für die Beteiligung der Islamischen Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg gefunden wird, weil das für den Erfolg des Zentrums und Akzeptanz unter den Muslimen unabdingbar ist.
Lesen Sie dazu auch: http://www.islam.de/18013.php
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Beiratsmitglieder des Tübinger Zentrums für Islamische Theologie
Suleyman Tenger, Vorsitzender
Geboren in: Türkei
Aktuelle Funktion: Religionsbeauftragter an der Zentral Moschee der Türkisch Islamischen Union
(DITIB) und Religionspädagoge und Referent am Dokumentationszentrum für
islamische Relgionspädagogik (DITIB)
Ausbildung: Studium der Theologie und Religionspädagogik an der Universität Ankara,
Promotionsstudent an der Universität Bayreuth
Muhamed Baščelič, Stellv. Vorsitzender
Geboren in: Bosnien-Herzegowina
Aktuelle Funktion: Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland
e.V. und Doktorand an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität
Tübingen
Ausbildung: Studium der Theologie und des Lehramts an der Universität in Sarajevo, Bos-
nien
Dr. Fatma Bayraktar-Karahan
Geboren in: Türkei
Aktuelle Funktion: Predigerin im Raum Essen und Referentin im Projekt ProDialog
Ausbildung: Studium der Theologie und Religionspädagogik an der Universität Ankara,
Türkei, Promotion zum Thema „Beziehung zwischen Gebet und Schicksal“ am
Institut für Geisteswissenschaften der Universität Ankara
Serkan Ince
Geboren in: Deutschland
Aktuelle Funktion: Masterstudium der Religionswissenschaft mit Schwerpunkt religiöse Gegen-
wartskultur an der Universität Bayreuth
Ausbildung: Studium Wirtschaftsrecht an der Universität Köln, Studium der Islamischen
Theologie an der Universität Ankara
Ismail Kuvvet
Geboren in: Deutschland
Aktuelle Funktion: Gemeindeleiter und Erzieher am Kulturzentrum der Deutsch-Türkischen In-
tegration und Islam Bildung e. V. (KDTI) Herrenberg
Ausbildung: Ausbildung in islamischer Theologie; staatlich anerkannter Jugend- und Hei-
merzieher
Professor Dr. Abdullah Takim
Geboren in: Türkei
Aktuelle Funktion: Stiftungsgastprofessor für Islamische Religion an der Universität Frankfurt;
Mitorganisator des Theologischen Forums Christentum – Islam der Diözese
Rottenburg-Stuttgart
Ausbildung: Studium der Orientalistik, Islamwissenschaft und Philosophie an der Ruhr-
Universität Bochum; dort Promotion über „Koranexegese im 20. Jahrhundert“
Dr. Halise Kader Zengin
Geboren in: Deutschland
Aktuelle Funktion: Wissenschaftliche Assistentin an der Theologischen Fakultät der Universität
Ankara, Türkei
Ausbildung: Studium der Philosophie und Religionswissenschaft an der Universität Ankara,Promotion zum Thema „Die islamisch religiösen Unterrichtsmodelle in
Deutschland (Beispiel Bayern)“ an der Universität Ankara